Mittwoch, 31. Dezember 2008

Finally... at home

Sooo.... Auch wenns ja doch 1-2 Tage her ist seit dem letzten Post, wollt ich das Ganze hier nicht so einfach still und leise ausklingen lassen. Foto-technisch war ich die letzten Tage schon fleißig, so dass die restlichen Hong Kong-Fotos und auch der Vietnam/Bangkok-Trip jetzt über die Links auf der rechten Seite zu bestaunen sind. Somit spar ich mir dafür auch mal den schriftlichen Bericht darüber und lasse Bilder sprechen. ;-)

Tjoa, seit 22. bin ich wieder zurück aus meiner zweiten Heimat ins kalte Germanien und genieße die Freizeit bis nächste Woche die FH wieder losgeht. Die letzten Tage in Hong Kong waren super bis bombig und verdienen den Status "letzte Tage einer einmaligen Zeit" wirklich. Als kleines Beispiel sei nur unsere "Erstürmung" des 495m hohen Lion Rock nahe der Universität genannt. Ein einmaliger Blick während des und nach dem Sonnenuntergang über Kowloon, HK Island in der Ferne und die New Territories hinten. So schmeckt eins der letzten Biere mit Schweden-Thomas... :-)



In den letzten 4 Monaten habe ich Hong Kong, die Stadt von der ich schon einiges gesehen hatte, wirklich kennen gelernt. Kennen und lieben kann man durchaus sagen... Neben der wohl beeindruckendsten Skyline dieser Welt und einer unglaublichen Vielseitigkeit fasziniert mich hierbei vor allem die folgende Frage: Wo sonst kann man mitten in einer geschäftigen 7-Millionen-Einwohner-Stadt einfach mal losfahrn und innerhalb von ca. einer Stunde per öffentlichen Verkehrsmitteln und per pedes einen absolut einsamen Traum-Sandstrand erreichen und dort die Nacht campen? Nach wie vor ein Gänsehaut-Erlebnis...

Auf der anderen Seite habe ich auch immer wieder von Hassliebe gesprochen. Dies bezog sich dann wohl eher auf die manchmal unglaublich ermüdende Regelverliebtheit der HK-Chinesen und bürokratische Verrenkungen, die einem selbst als Deutschem befremdlich vorkommen. Aber man kann natürlich - wie immer im Leben - nicht alles auf einmal haben.

Nun gehe ich noch etwas weiter zurück im Verlauf dieses schwindenden Jahres (habe übrigens gerade einen HappyNewYear-Anruf aus HK bekommen :-) und beziehe die Zeit davor mit ein in meinen Rückblick. In Zahlen gesprochen:

Seit dem 01.04.2008....

...habe ich auf dem Grund und Boden 15 verschiedener Staaten gestanden,
...mir 18 mal die Sicherheitsansage vor dem Flugzeugstart anhören dürfen (klingt für Berufspendler jetzt erst mal wohl nicht so viel - aber es war keine einzige doppelte Strecke dabei ;-)...
...und habe ganze 49 Tage in Deutschland verbracht.

Das vergangene Jahr war also in seiner Vielseitigkeit und Intensität neuer Erlebnisse absolut einmalig im Vergleich zu allem was jemals war und wahrscheinlich auch allem, was da noch so kommen wird. Ich habe eine Vielzahl neuer Menschen kennen und lieben gelernt und bin froh über jede Erfahrung, die ich machen durfte - sowohl die vielen Guten als auch einige weniger angenehme. Ich habe das größte Abenteuer meines kurzen Lebens vor einer Woche zufrieden abgeschlossen und schaue nun dem entgegen, was da so kommen mag.

Abschließend möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die dieses Jahr aufgrund der Entfernung und der vielen vielen Dinge, die es für mich zu entdecken gab, vielleicht etwas zu kurz gekommen sind. Neben meinen tollen Freunden daheim und meiner mich in jeder Hinsicht unterstützenden Familie meine ich damit auch und vor allem meine große Liebe Maria. Ich weiß es war nicht immer leicht über all die vielen Kilometer und Stunden, aber wir haben es geschafft, Süße. Ich liebe dich!

Jetzt wird's Zeit dass ich mal fertig werde zum gemeinschaftlichen Käsefondue-Silvesteressen... Ich wünsche jedem, der das hier noch liest einen schönen Abend, einen unfallfreien Rutsch raus aus 2008 und einen Traumstart in 2009.

Stimmung: Gelöst und gewachsen
Wetter: Frostige Minusgrade - da braucht man keinen Gefrierschrank ;-)
Gesamtlage: Finally home und alles bestens!

Der NichtMehr-HaKaHa

Freitag, 5. Dezember 2008

Back in black!

Sooo... Sorry, dass ihr hier ein paar Tage im Ungewissen schwebtet. Sind Dienstag wieder in HK angekommen und seitdem bin ich platt, aber der Reihe nach:

Nachdem wir ja zwangsweise in diesem "Städtchen" ohne jegliche Möglichkeit zur Zerstreuung (*hüstel*) festsaßen, haben wir's uns ziemlich gut gehen lassen. Der Standard-Tagesablauf sah so aus, dass wir jeden Abend unsere "Last Night in Bangkok" gefeiert haben, weil wir auf den Heimflug am nächsten Tag gebucht waren. Dann kam gegen 11 am nächsten Tag die SMS, dass das immer noch nix wird, was uns erstmal noch 2-3 Stündchen Schlaf bescherte. Danach runter ins Internetcafe, Nachrichten lesen und ne Stunde von der Musik in der Air Asia Hotline berieseln lassen (übrigens die Airline mit dem schlechtesten Kundenservice, die ich je erlebt habe, aber dazu später) (Hier nochmal für Google: Air Asia Kundenservice Costumer Support schlecht grottig miserabel emails nicht beantwortet Rückrufe versprochen aber scheinbar Nummer verlegt).

Nach der Umbuchung auf den nächsten Tag, ausgiebigem Nachrichtenstudium, vielleicht etwas Skype wurde dann Fil, der kleine Slowake, geweckt (keine Ahnung wie man SO viel schlafen kann...). Mit etwas Glück war noch Zeit sich irgendwas anzuschauen bevor die Sonne unterging - den Königspalast, der um 15:30 zu macht haben wir jedenfalls bis jetzt nicht gepackt.. :-). So ging's dann meistens direkt zum Abendessen und ins Nachtleben, um den letzten Abend gebührend zu feiern. Das Highlight hieran war mit Sicherheit eine Art thailändisches All-u-can-eat-open-air-Buffet. Für 2,50EUR pro Kopf gab es vielerlei vom Grill und noch mehr rohes zum selber am Tisch grillen - Hammer! (Bilder folgen)

Nachdem dieser Tagesablauf etwas an die Substanz zu gehen begann und die Klausuren näher rückten, entschlossen wir uns dem Ganzen per 26-Std-Busfahrt nach Kuala Lumpur ein Ende zu bereiten. Zur Sicherheit nochmal Air Asia mit seinen freundlichen nahezu-Englisch-Muttersprachlern angerufen ("No there will be no Rescue Flights from U-Tapao within the next days!") und so ging's Sonntag abend dann los. Sonntag war bezeichnenderweise auch der Tag, ab dem die Regierung Touristen kostenfrei in 4-Sterne-Hotels einquartierte, aber was solls: Wir hatten ja unser Ticket für den "Luxury Schlafbus" nach KL. Der war soweit auch ganz ok, außer dass Carglass sich von diesen Tape- und Harz-Künstlern auf kompletter Fensterfront unbedingt einen einstellen sollte.

Spannend wurde es nur als wir morgens um 6 irgendwo in Südthailand "umsteigen" sollten und dann in einem Reisebüro landeten, wo uns erklärt wurde, wir könnten entweder heute Mittag um 12 fahren - aber nur bis an die Grenze - oder jetzt gleich - aber das würde nochmal 45 Euro extra kosten. Folgerichtig fanden sich 13 wutschnaubende, 45-Euro leichtere Westler samt ihrem Gepäck danach im Asian-Unisize Minibus wieder und krampften sich weiter in Richtung Süden. Kurz vor der Grenze (der Himmel hatte bezeichnenderweise inzwischen jedes allerletzte Schränkchen nicht nur geöffnet, sondern abgerissen) stiegen wir dann nochmal um in einen etwas größeren, neueren, schnelleren Bus und ab da war die Reise eigentlich wieder ok. Gegen 21 Uhr abends kamen wir in Kuala Lumpur an, wo uns Air Asia dann mitteilte, man könnte jetzt auch nichts für uns tun und wir hätten ja am nächsten Tag mit dem ...Achtung.... Rescue Flight fliegen können. *schnaaaaaaub* Auch ein Hotelzimmer oder dergleichen sei nicht drin - am Ende hielten wir ein paar McD-Gutscheine in der Hand. DANKEEE!!

Somit verbrachten wir die Nacht in einem - von einem generell gutgelaunten Thai in einer noch gutgelaunteren Bierlaune "Business Lounge" genannten - Bereich, der nur durch Pappwände vom Terminalbereich mit seinen Putzmaschinen und Handwerkern getrennt war. Am nächsten morgen um 6 ging es dann endlich zurück Richtung HK in einer A320 mit dem kleinsten Sitzabstand, den ich je gesehen habe, und nicht mal einem Knopf zum "reclinen" des braven Sessels. Tjaaa, das alles kommt nunmal davon, wenn man Billigairline bucht... :-) Aber immerhin sind wir wieder brav daheim jetzt und versuchen Stoff aufzuholen.

Bei mir hält sich das noch etwas in Grenzen, da ich seit Dienstag morgen Fieber und Magenprobleme hatte (wer mal ne Zeit lang exzsessiver Kohletabletten-Junkie war, weiß jetzt auch worauf der von AC/DC entliehene Posttitel sich bezieht ;-). Das Fieber ist seit gestern weg und wegen dem Rest war ich grad mal beim Arzt - hab jetzt viele bunte Pillchen und hoffe das hilft. Meinen Geburtstag habe ich außer 2 Vorlesungen leider im Bettchen verbracht - aber danke für all die lieben Grüße und Glückwünsche!!!

Soviel erstmal für jetzt, Reisebericht folgt dann (hoffentlich) bald.

Stimmung: Immer noch schlapp
Wetter: WINTER!!! (15 Grad!!! :-(( )
Gesamtlage: Nie mehr Air Asia...

Mittwoch, 26. November 2008

Stuck in Bangkok

Ein naechtliches Hallo!

Wer sich den Reiseplan im letzten Post zu Gemuete gefuehrt hat, wird sich jetzt sicherlich besonders an eines erinnern: 26.11. Rueckflug Bangkok - Hong Kong...

Tjaaa, leider Gottes ist daraus heute nichts geworden und wir sitzen hier fest (auch wenn die Welt sicher schlechtere Plaetze zum festsitzen in petto hat ;-). Soweit wir das hier beurteilen koennen, ist die Lage in der Stadt absolut ruhig. Auch wenn die Bilder vom Flughafen eher totales Chaos suggerieren haben wir die letzten 3 Tage keinen einzigen (!) Demonstranten gesehen und das Leben hier nimmt seinen normalen Lauf.

Man sieht zwar extrem viel Polizei, teilweise mit Schilden und Helmen, auf der Strasse, aber sonst auch nichts. Wir hoffen jetzt einfach mal das unser auf morgen umgebuchte Flug auch wirklich los kann - auch wenn ich persoenlich nicht wirklich daran glaube, solange der thailaendische Koenig sich nicht einschaltet und ein Machtwort spricht.

Bloed waers - da uebermorgen ja meine beiden Erzeuger in Hong Kong landen und sich sonst die Stadt alleine anschauen muessten... Aber hoffen wir mal das beste!

Der Trip ansonsten war prima- Vietnam ist auf jeden Fall ein - kaum touristisch versautes - Highlight, das man nur empfehlen kann... Aber dazu wann anders mehr!

Jetzt bitte ich erstmal um einige gedrueckte Daumen fuer baldige Entspannung und den Abflug morgen! :-) Man hoert .... mmmh... liest sich.

Der HaKaHa aus BKK

Mittwoch, 19. November 2008

Dr3i

Dr3i Wochen liegen leider seit dem letzten Post zurück (ihr seht es geht mir gut :-) und dr3i Dinge möchte ich in diesen packen:

3ins: Es hat endlich geklaaaappt! Schlappe 7 Wochen nach dem Einreichen meiner Unterlagen habe ich meine Arbeitserlaubnis bekommen und bin seit 2 Wochen fleißig am schaffen. Ich absolviere ein Praktikum bei einer Joint Venture-Tochtergesellschaft von uns die für den Import verschiedenster asiatischer NonFood-Artikel zuständig ist (Textilien, Elektroartikel, Spielwaren usw usw.) Kann nur sagen es macht wirklich Spaß mal wieder was tun zu können und die Leute sind alle prima. Und die Aussicht auf den Victoria Harbour aus dem Bürofenster ist absolut nicht zu verachten (hab zwar nur einen kleinen Fetzen davon, aber vielleicht komm ich ja nochmal dazu Fotos von den "richtigen" Fenster nachzuliefern - HAMMER!). Mein "Praktikanten-Taschengeld" habe ich auch direkt mal auf den Kopf gehauen und mir einen neuen iPod gegönnt... :-)



Zw3i: Ganz im Kontrast zum hektischen treiben in Downtown West Tsim Sha Tsui möchte ich es an dieser Stelle nicht versäumen der Serie "Das grüne Hong Kong" eine weitere Episode hinzuzufügen: Vorletztes Wochenende haben wir relativ spontan beschlossen das noch sommerliche Wetter noch mal zu nutzen (Top Timing, seit dem Tag danach ist hier "Herbst" - man braucht nachts manchmal sogar einen Pulli!!! Skandalös...). Wir sind also Freitag mittag los zu einem der schönsten aber wohl auch entlegensten Strände ganz Hong Kongs: Auf 20 Minuten fahrt mit der MTR, folgte eine halbstündige Busfahrt, eine halbstündige Taxifahrt und schließlich ca. 1,5 Stunden wandern strack bergauf/bergab. Auf dieser letzten Etappe begleiteten uns hunderte Trailwalker, die am diesjährigen 100km-Crosstrail teilnahmen. Man stelle sich Teams zu 4 Leuten vor die in 2 Tagen und einer Nacht 100km durch Hong Kongs Berge hoch und runter kraxeln und hat wahrscheinlich ein ungefähres Bild von den Schmerzen die das hinterlassen muss.

Gut dass wir nach "nur" 90 Minuten an unserem Ziel ankamen und mehr als belohnt für die Strapazen wurden: Ein riesiger Strand mit türkisblauem Wasser, weißem Sand ohne jegliche Steine, meterhohen Wellen umgeben von Wald und Bergen lag uns zu Füßen.



Und das Beste: Außer den Trailwalkern, die später in der Dunkelheit mit ihren Stirnlampen die Berge runterschlängelnd ein geniales Bild ergaben, war da KEIN SCHWEIN - ok außer dem in unsern Nudeln in dem kleinen Strandrestaurant. Man frage mich bitte nicht wie die sich finanzieren, aber lecker war's. Achja und sagte ich Dunkelheit? Natürlich ließen wir's uns nicht nehmen die Nacht an diesem Traumplatz am Lagerfeuer zu verbringen. War ein Supertag mit filmreifer Atmosphäre - und das quasi "knapp" vor der Haustür.



Dr3i (Kelle, das wird schon wieder länger hier - aber ihr habt ja auch lang genug gewartet): Die Woche war nochmal ranklotzen angesagt um einige Projekte rechtzeitig fertig zu kriegen, aaaaber: Heute gehts los! Das Reisefieber hat doch nochmal durchgeschlagen und somit machen Fil aus der Slowakei und ich uns heute abend auf gen Vietnam und Bangkok. Geplant (und weitgehend gebucht) ist das Ganze bisher weitgehend so:

19.11. Nachtbus nach Nanning in Südwestchina - ich freu mich schon ungemein auf meinen Chinesen-genormten Schlafplatz. Hab da schon die wildesten Stories gehört, we'll see..



20.11. Ankunft in Nanning und Weiterfahrt über die Grenze nach Hanoi. Dort treffen wir Stefan, der momentan in Hanoi im Auslandssemester ist.
21.11. Hanoi
22.11. Hanoi und abends Flug nach Ho Chi Minh City (ehemals Saigon)



23.11. Ho Chi Minh
24.11. Ho Chi Minh und abends Weiterflug nach Bangkok
25.11. Bangkok
26.11. Bangkok und abends Rückflug nach Hong Kong


Ich finde das klingt super und bin jetzt schon schwerstens gespannt - Berichte (und endlich auch mal neue Fotos) werden folgen.

So das soll's jetzt erstmal gewesen sein. Ansonsten geht's mir prima. Schlage mich seit ein paar Wochen mit nem üblen Klimaanlagen-Husten rum. Hoffe das wird in Vietnam wieder n Bisschen besser. Meine Handballkarriere hat leider recht abrupt wieder geendet, da nach dem ersten Spiel (leider knapp verloren, wann anders mehr) jetzt erstmal Winterpause ist und die das nächste im Januar haben - naja, Spaß macht die Trainiererei trotzdem.

Also denn auf bald!

Wetter: Ich hoff ja mal schwer das wird nich NOCH kälter...
Stimmung: Gleich geht's looohos!
Gesamtlage: Vorfreudig, krank aber happy

Montag, 27. Oktober 2008

Kursgewinne, Haarverluste und Schachbrettfunde

Heute mal nur drei bunt gemischte Kleinigkeiten aus Fernost:

1) Kursgewinne
Der liebe Fips war ja noch bis Ende September in Hong Kong. Da die Kaution für sein Apartment nur bar ausgezahlt oder auf ein HK-Konto überwiesen werden konnte, hatte ich mich dazu bereit erklärt den Betrag in bar zu nehmen und ihm in Euro zurück zu überweisen. Das war als der HK-Dollar bei ca. 11,40 zum Euro stand (im August habe ich noch Kurse von über 12 HKD bekommen). Da der Gute aber an den US-Dollar gekoppelt ist, hängt er sich zur Zeit mal kräftig an den Höhenflug des USD dran und steht aktuell bei ca. 9,60 auf der nach unten offenen Verzweiflungs-Skala. Somit verzeichne ich momentan einen Papiergewinn (oder besser "Nicht-Verlust") im deutlich dreistelligen Euro-Bereich und kann mich (noch) auf meinem Bargeld-Polster ausruhen und hoffen, dass sich das Blatt wendet. Ansonsten wird das hier noch ne richtig teure Kiste... ;-)



2) Haarverluste
War heute zum zweiten mal beim Friseur - im Nachhinein betrachtet hat der Gute mein "Not too short" mit Zeigefinger aufs Haupthaar wohl als ein "Schneid gar nichts ab" verstanden, aber was solls.. Geh ich halt bald nochmal. Haare schneiden ist hier nämlich nicht nur um einiges billiger (6-8 EUR) als daheim, sondern auch ein absolutes Entspannungserlebnis. Zu jedem Friseurbesuch zählt eine mindestens 5-minütige Kopfmassage im liegen vor dem Schneiden UND die gleiche Prozedur danach nochmal. Bei der "Vorbehandlung" wurden mir insgesamt drei mal die Haare shamponiert - ich spar mir jetzt mal Spekulationen über die Gründe dafür. ;-)

3) Schachbrettfunde
Der ein oder andere "frühe Leser" erinnert sich vielleicht noch an den Post über den Anflug auf den alten Flughafen Kai Tak. Neulich als ich zum Lernen auf unserer Dachterrasse saß (25 Grad, Sonne auf dem Bauch, Kaltgetränk in der Hand und ein leichter Wind - so lässt sichs arbeiten), stellte ich fest, dass die alte Landebahn gar nicht so weit von der Uni weg ist wie ich gedacht hätte und dass von da oben man wohl einen unglaublichen Blick auf die reinkommenden Maschinen gehabt haben muss. Als ich dann am nächsten Tag mit meinem Roommate wieder oben war erzählte ich ihm die Geschichte über den alten Anflug und als ich zum Part mit dem Checkerboard (Schachbrett) kam, zeigte er auf den Berg direkt neben uns (ca. 50m Luftlinie) und meinte nur "You mean this one?"



Tja, und nach einer kurzen Google-Recherche ist sicher: Das Checkerboard ist tatsächlich mein Nachbar. Die Welt ist ein Dorf! Allerdings hörte ich inzwischen, dass das mit der Aussicht wohl nicht hinkommt, da das Wohnheim erst gebaut werden konnte nachdem Kait Tak zu war - würde man gar nicht denken. ;-) *hüstel*



Wetter: Still summer
Stimmung: Erkältung besiegt, Haare geschnitten
Gesamtlage: Straight forward

Dienstag, 21. Oktober 2008

Alle werden se krank...

...so auch ich. Irgendwie erwischt es hier momentan fast jeden. Ich geh mal davon aus, dass die Air Condition den Anfang gemacht hat. So bin ich Dienstag schon den ganzen Tag schniefend und hustend rumgelaufen. Der größere Fehler war dann wohl zum ersten mal zum Uniteam-Handballtraining zu gehen... Das Team besteht zu 95% aus Sportstudenten, so dass die alle mal mindestens 3mal fitter waren als ich und ich beim Aufwärmen schon fast am kollabieren war. (jaja, nur los jetzt, ihr kommentierenden Lästermäuler ;-). Ansonsten hat's aber echt Spaß gemacht mal wieder das Leder in der Hand zu haben und ich denke ich werde die Jungs beim inter-Uni-Wettbewerb ab November begleiten. Da sind ein paar echt Gute dabei - das Problem ist nur, dass die sich mehr oder weniger selbst coachen. Man merkt schon, dass denen ein echter Klassetrainer a la Dieter E. oder Helmut K. fehlt... ;-))

Nach dem Training war ich dann aber SO RICHTIG platt, stand ne halbe Stunde so heiß wie möglich unter der Dusche und hatte danach die gleiche Körpertemperatur. Seit heute würd ich von mir wieder behaupten gesund zu sein, auch wenn ich immer noch am husten bin. Nachher steht dann Trainingseinheit Nummer 2 an - man darf gespannt sein.

Ansonsten wird's hier langsam doch noch arbeitsintensiv. Samstag ist der erste (und glücklicherweise einzige) MidTerm-Test angesagt in Money&Banking. Das Problem hieran ist, dass der Prof. ein relativ unverständliches "ChEnglish" spricht und somit alles von Anfang an nachgearbeitet werden will. Zudem hab ich jetzt auch meine Klausurtermine für Dezember. Möglich gewesen für meine 4 Klausuren wäre alles zwischen 8. und 20.12. Jetzt hab ich eine am 8., eine am 9., eine am 18. und eine am 19. - danke auch, noch blöder wär's echt kaum gegangen. :-/

Einen letzten Absatz ist mir noch die live-musikalische Situation wert: Diese Woche hat uns leider Linkin Park versetzt - die sollten nach Macau ins Venetian kommen, haben aber kurzer Hand wegen Rückenproblemen die ganze Tour abgesagt (Rockstars!?). Somit muss ich mich hier weiter mit den wenigen (aber ganz guten) Coverbands in manchen Bars begnügen. Dafür geht's nächstes Jahr aber in Deutschland umso mehr rund: Am 02.02. kommen Papa Roach und Staind nach Köln, am 17.05. Metallica und da Angus & AC/DC auch mal wieder ne neue Platte haben (gefällt mir übrigens vorzüglich Jörgi) und die Hallenkonzerte innerhalb von 12 (!) Minuten ausverkauft waren, planen die jetzt gerade noch ne OpenAir-Tour für den Sommer. Wer ist wo dabei? :-)

Ich lern jetzt erstma ne Runde was...

Back to Hong Kong

Einmal mehr Hallo aus dem immer noch freundlich warmen Hong Kong!

Erstmal vielen lieben Dank für all die tollen Kommentare - so macht das Schreiben gleich mehr Spaß. Nur weiter so...

Seit letztem Dienstag bin ich aus Shanghai zurück - ein paar wunderschöne Tage im "richtigen" China. Unter anderem waren wir auf der höchsten Aussichtsplattform der Welt im World Financial Center, das erst Ende August eröffnet wurde. Ziemlich lustige Sache: Durch Glasplatten im Boden kann man bequem die gesamten 492m strack nach unten schaun. ;-)

Aber ich wollte ja noch von meinen sprachlichen Fortschritten berichten... Hier in HK (und der Provinz rundherum + einigen weiteren kleinen Flecken) wird wie gesagt Kantonesisch gesprochen während in Shanghai und weiten Teilen Festlandchinas Mandarin die offizielle Amtssprache ist. Das Ganze unterscheidet sich wie folgt:

Im Mandarin wurden im maoistisch-kulturrevolutionären Eifer die traditionellen, komplizierteren Schriftzeichen "vereinfacht", während im Kantonesischen nach wie vor traditionell geschrieben wird. Die Schriftzeichen selbst bedeuten alle das Gleiche. Somit kann ein Kantonese (einigermaßen) das lesen, was ein Festlandchinese geschrieben hat und umgekehrt. Mit dem Sprechen sieht's jedoch ganz anders aus: Es gibt zwar einige Ähnlichkeiten in der Aussprache, aber auch Wörter die mal GAR NICHTS miteinander zu tun haben. Mandarin wird seit der Rückgabe an China hier in HK als 2. Fremdsprache unterrichtet - zum Leidwesen des Tourismus, da es somit immer weniger Englisch-Sprachler gibt.

Für beide Sprachen wichtig (und für Europäer die größte Hürde): Der Ton macht die Musik... Im Mandarin gibt es 4 verschiedene Möglichkeiten eine Silbe zu betonen, die oftmals alle mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt sind. So kann "yi" je nach Betonung z.B. bewegen, Kette, 1 oder 100.000 Mio. heißen (Vorsicht beim bestellen ;-). Im Kantonesischen sind's dagegen mal eben NEUN (!) - somit wäre auch erklärt, warum ich Mandarin lerne, obwohl's mir für hier kaum was bringt... Mir sind die 4 schon 2,5 zu viel. Soviel zur Theorie, ich hoffe das hat soweit alles gestimmt.

In meinen 4 Tagen Mandarin-Land habe ich u.a. folgende Erfolgserlebnisse vorzuweisen:

- Bei McD eine Cola (kele) statt des komischen Frucht-Bohnen-Sahne Shakes im Menü bestellt
- Im Flieger ein Bier (pijou)
- Verstanden, was der Maronen-Mann für eine Tüte haben wollte (15)
- Chinesen am People's Square erzählt, dass ich Deutscher bin (Deguoren)

Also wie man sieht nicht wirklich viel - aber für den Anfang. :-)

@lh: 1) Wo genau jetzt so? Die Hollywood Road ist lang :-) 2) Bin ja fast selbst etwas schockiert über die Philippinos/Chinesen - wusste gar nicht worüber du redest, weil das inzwischen quasi selbstverständlich ist. Tja, das war noch einer der ganz frühen Schnappschüsse, wo ich mir noch keine Gedanken über die Hintergründe dieser Massenpicknicks gemacht hatte - ist korrigiert. Und laut isses da wirklich ;-)

Stimmung: Wie jetzt?? Auch noch studiern?
Wetter: Still summer, baby...
Gesamtlage: Läuft.

Freitag, 10. Oktober 2008

Da isser wieder...

Also daran, dass ich von Langeweile gequält in meinem Kämmerchen sitze und Solitär
spiele liegts sicherlich nicht (auch wenn das ja anscheinend hier vermutet wird ;-). Und NATÜRLICH hab ich Zeit für dich mein Dirk! Mich deucht das wird gut...

Der Grund für die Funkstille ist eher darin zu sehen, dass ich mir gedacht habe nach so nem anstrengenden Monat des harten Studierens, sollte man es sich auch "mal" gut gehen lassen. Dann kam noch der chinesische Nationalfeiertag letzte Woche dazu und ehe ich mich umschauen konnte saß ich mit meiner lieben Freundin im Flugzeug gen Philippinen.

Der Plan war nachmittags in Manila zu landen, ein Bisschen Sehenswürdigkeiten und Nachtleben auszukundschaften und dann früh früh morgens weiter in Richtung tropisches Paradies zu fahren - so viel zum Plan. Dem entgegen stand dann nur, dass Manila... ich sag jetzt mal.... nicht unbedingt eine der einladendsten Städte für auf 500m erkennbare westliche Fremdlinge ist. Security Guards mit automatischen Waffen und Bombenkontrolle bei der Anfahrt im Taxi auf Hotels sprechen denke ich für sich. Und die entsetzt-verstaunten Blicke unserer Hotelreceptionistin auf die Frage wo wir denn zum Abendessen hingehen könnten gepaart mit dem Griff nach dem Lieferservice-Ordner sowieso. :) Dem entgegen stand, dass auf unserer (kleinen) nächtlichen Tour dann ausnahmslos ALLE trotz größter Armut ungemein freundlich und hilfsbereit waren. Und nach nem halben Tag sollte man sich wirklich kein Urteil bilden.

Der zweite Teil des Plans war dann also am nächsten Morgen um 06:30 (wann war ich denn das letzte mal derartig unchristlich früh wach???) mit dem Kleinbus in Richtung Küste zu fahren (ca. 2-3 Std.) und von da dann auf die Nachbarinsel Mindoro überzusetzen (ca. 1 Std.), wo wir ein nettes Zimmer am Strand gebucht hatten. Als wir endlich sämtliche Mitfahrer an unterschiedlichen Hotels aufgesammelt hatten, bekam der Fahrer aber einen Anruf und erklärte uns danach der Trip wäre gecancelt weil wegen Taifuns (warum eigentlich immer ich????) heute keine Boote ablegen würden.

Geknickt kamen wir also wieder im Booking Office unseres Resorts an und erörterten die verschiedensten Möglichkeiten von "noch einen Tag im verregneten Manila warten", "einen Flug nach Süden suchen, wo das Wetter besser ist" oder "zurück nach HK fliegen (wo das Wetter AUCH besser ist - GRML). Als wir eigentlich alles als Schwachsinn abgetan hatten, erreichte uns die Nachricht von 2 Kommilitoninnen von mir, die unabhängig von uns zum Hafen gefahren waren: Es fuhren zwar keine offiziellen Fähren, aber für 3500 Pesos (ca. 55 EUR) hätten sie jemanden, der uns privat rüberfährt.

Aufgrund des oben dargestellten Mangels an sinnvollen Alternativen (auch den Regentag in einer Sauna/Spa zu verbringen fiel übrigens flach, weil Google da irgendwie nur ganz ganz komische andere Sachen fand :-), schauten wir uns nur kurz an und waren schon auf dem Weg zum Linienbus Richtung Hafen. 2 Stunden Busfahrt, 1 Stunde Verhandlungen und gefühlte 7 Stunden Jeepney-Taxi-Fahrt 3 Buchten weiter saßen wir dann auch endlich auf unserem eigenen Boot. Vorher hatten wir uns noch überlegt, welche unserer Gepäckstücke wohl schwimmen und welche untergehen würden, nachdem die Nussschale gekentert ist - alles vergebens. Denn a) war das Boot richtig richtig groß (dafür haben die cleveren Philippinos uns sicherheitssüchtigen Europäern auch gleich nochmal etwas mehr aus der Tasche gezogen) und vor allem b) war zwar der Himmel etwas grau, aber von Regen geschweige denn Wind oder ner Welle größer als auf den Poller Wiesen am Rhein war weit und breit keine Spur...

Mehr unter Paradiesische Philippinen

Somit kamen wir mit ca. 6 Stunden Verspätung dann doch noch in unserem tropischen Inselparadies an und hatten ein paar extrem entspannte und tolle Tage. Obwohl alle Wetterseiten durchgehend bis Abreise Gewitter prophezeit hatten, war nach unserem Anreisetag nur hier und da mal ein Wölkchen zu sehen und sonst verwöhnten uns Sonne und blauer Himmel. Das ganze dann gepaart mit einem rundum-sorglos-Service, Bier für 0,80 und Cocktails für 2-3 EUR (in der Happy Hour die Hälfte) taten den Rest... (also nicht, dass ich jetzt neuerdings Alkohol trinken würde oder so). Die Bilder finden sich rechts unter dem entsprechenden Link - aber auch bei HK sind ein paar neue dabei. Und auch auf das Blog-Gemeinschaftswerk zweier ebenfalls antialkoholisch-vegetarisch orientierter Kommilidingens in Santa Barbara, USA und Ekaterinburg, Russland sei hier verwiesen.

Ansonsten gehts mir auch prima. Gestern hatte ich meinen ersten Mandarin-Test, für den ich mal eben die gesamten Vokabeln nachlernen musste - was ziemlich viel ist, da unserer MainlandChina-Lehrerin ein Tempo vorlegt, gegen das das chinesische BIP-Wachstum nur müde lächeln kann. Aber selber Schuld, wenn man sich auch auf irgendwelchen Inseln rumtreiben muss...

Ein weiterer Ansporn zum Lernen war aber die Tatsache, dass ich das Gelernte jetzt gleich mal ein wenig anwenden kann. (In HK wird kantonesisch gesprochen, was vom Schriftbild zwar recht ähnlich ist, aber sprachlich rein gar nichts mit Mandarin gemein hat.) Da ich aber übers Wochenende bei meiner Freundin in Shanghai weile, werd ich mal schauen ob man meine komische Akzent-Betonung hier versteht... Ich werde berichten, ob das Lernen was gebracht hat!

Stimmung: Koffer-raus-Koffer-rein
Wetter: Ach so fühlen sich normale Temperaturen an?
Gesamtlage: Hen hao! (sehr gut)

Der HaKaHa

Freitag, 26. September 2008

Taifun Stärke 8 in Hong Kong

Tach auch! Ich spar mir ma den Entschuldigungs-Vorspann und gelobe weiter fleißig Besserung. Inzwischen hat Philipp HK verlassen, Flo ist gekommen und auch wieder gegangen - also viele Feste zu feiern: jut wars! ;-) Macau und weitere Erlebnisse bin ich hier immer noch schuldig, aber jetzt möchte ich erstmal kurz zu einem Ereignis der letzten Woche kommen: Ein kleiner Taifun kam zu Besuch in HK vorbei.

Das Ganze äußerte sich in einer ansteigenden kollektiven Unruhe den ganzen Tag über letzten Dienstag (allein in einer anderthalbstündigen Mandarin-Vorlesung wurde die Dozentin 5 mal angerufen und über die Lageentwicklung informiert ;-). Während morgens noch Taifun-Signal 1 aushing (Stand-By, Taifun 800km vor HK), wurde mittags auf 3 erhöht (Starker Wind im Victoria Harbour, Böen bis 110 km/h) und für den Abend schließlich 8 angekündigt (Sturmwind mit Böen über 180 km/h).




So kam es dann auch, was dazu führte, dass alles bewegliche auf unserem Campus reingeräumt wurde und die Fensterscheiben mit Tape vorm Splittern geschützt wurden. Die Star Ferry im Hafen stellt den Betrieb ein, Schulen und Unis ebenso und die meisten Firmen auch. Endzeitstimmung pur also (Gerüchte sprechen von Hamsterkäufen ;-).





Und während wir das muntere Treiben den ganzen Tag über noch schmunzelnd betrachteten, muss ich doch zugeben, dass es abends durchaus heftig zuging. (Kleine) Bäume wurden entwurzelt, Äste brachen ab, Straßen wurden überflutet, Metall-Mülleimer und Bushaltestellenschilder fielen um und es regnete aus Strömen. Ein richtig schöner Abend um gemütlich zu Hause zu bleiben also - eigentlich...

Denn dummerweise war dieser auch gleichzeitig Flos letzter Abend in HK, den ich ihn nicht allein ohne Internet auf seinem Zimmer verbringen lassen wollte, so dass ich mich auf den Weg zu ihm gemacht hab.

Am Anfang dachte ich noch der Spaß wäre schon vorbei und schickte mutig eines der wenigen Piraten-Taxis, das das 3fache des normalen Preises von mir wollte weg, um zur MTR (U-Bahn) zu laufen. Als ich dann 10 Sekunden später bis auf die Haut durchnässt war, weil irgendwer da oben wohl nen ganz großen Sinn für Ironie und gefüllte Eimer hat, wurde ich eines Besseren belehrt.



Aber nach einem 20-minütigen Spiesrutenlauf (meist langsam und bedächtig, aber dann wieder husch husch unter Bäumen, Schildern und dergleichen durch), erreichte ich schließlich die Bahn und der Abend konnte beginnen.



Selbiger war übrigens genau wie die ganze Woche mit dir echt ein Knaller, du Chaot! Danke, dass du den "großen Schritt" gemacht hast und hergekommmen bist.

PS: @Flö/Jens... Hast du's auf dem HK Handy probiert (Nummer rechts)? Meld mich die Tage mal. Ansonsten soll Skype auch wahre Wunder wirken. ;-)

Mittwoch, 17. September 2008

Bürokri, Bürokro, Bürokra...

Ja da hat der Hongkonghesse aber ma wieder ein Paar Löcher im Rasen gelassen - Asche über mein Haupt! Nur zur Beruhigung: An massiver Überarbeitung hat das zum Glück nicht gelegen, aber über unser Mondfest-Gambling-Weekend in Macau und auf der Rennbahn die Tage mehr. :-)

Heute möchte ich euch eine kleine Anekdote zum Einblick in die Bürokratie meiner Wahlheimat geben. Moment... Sagte die Deutschnase gerade was von Bürokratie?? Kann das denn schlimmer sein als in Germanien??? Ohja, es kann! Was aber viel mehr auffällt als die Vielzahl von Regeln ist eine unglaubliche, blinde Treue zu selbigen. Wer behauptet "Das haben wir immer so gemacht!" und "Es ist so vorgeschrieben." seien diskussionsungeeignete Totschlagargumente, sollte mal vorbeischaun und staunen wie vielseitig diese beiden Freunde anwendbar sind.

Aber genug Vorgeplänkel... Mein selbst erlebtes Fallbeispiel dreht sich um die Einführung in unseren campuseigenen Fitnessraum, die für jeden, der ihn benutzen will Pflicht ist. Hierfür gibt es 2 Termine: Einen nächste Woche, einen übermorgen.

Bisher habe ich es eigentlich immer geschafft, mir quer durch die Weltgeschichte derartige Kurse zu ersparen, indem ich wen auch immer davon überzeugt habe, dass ich mich auskenne und mir schon die Hanteln nicht um den Hals wickeln werde. Dass das hier nix wird, war mir recht schnell klar, so dass ich mich brav eingeschrieben habe, was folgendermaßen abläuft:

1) Formular ausfüllen mit allen möglichen persönlichen Daten und gewünschtem Termin
2) Kopie des Studentenausweises (Vorder- und Rückseite) machen, der nebenbei erwähnt nochmal die gleichen Daten enthält
3) Formular und Kopie und ein Passfoto ins Sports Centre tragen (ca. 10 Minuten Fußmarsch)
4) Versuchen die 50 HK$ Bearbeitungsgebühr mit einem 100er zu zahlen, was in einer Coke zum Geld wechseln bei 7-Eleven endete ("Sorry, wir haben kein Wechselgeld!")
5) Abgabe der fertigen "Bewerbungsmappe"
6) Platzvergabe nach dem Prinzip First-Come-First-Serve - im Prinzip könnte man jetzt also wissen, welchen Termin man gekriegt hat. Fehlanzeige: Darüber wird 2 Wochen später per Aushang im Sports Centre informiert (Hallo Fußmarsch! :-)
---2 Wochen später---
7) Feststellen, dass man am Abend des 18. den Kurs hat, wo auch Flo in HK ankommt (JAWOLLE, noch ein Taaag! :-)
8) Zurück zum Sports Centre mit der Bitte um die Namen der Teilnehmer des 2. Termins, um sich einen Tauschpartner zu suchen.
9)"Sorry, das ist nicht möglich"
"Warum nicht?"
"Wegen der Regeln."
"Das ist ja schön und gut - ich will ja auch nicht, dass irgendwo mehr Menschen teilnehmen als bisher. Ich möchte mir lediglich jemanden zum Tauschen suchen."
"Das ist nicht möglich."
(Dejavu)"Warum nicht?"
"Weil wir Dokumente für Sie vorbereiten müssen - wenn wir das jetzt tauschen bringt das hier alles durcheinander."
"Dann nehme ich einfach die Dokumente für meinen Tauschpartner und er dann meine mit."

Na wie mag da wohl die Antwort ausgefallen sein? (Tipp: Einfach mal oben lesen ;-)

Also werd ich mich morgen abend wohl oder übel mal in die hohe Kunst des Work Outs einführen lassen - sorry Flo! :-)

Aber so isses halt... Und mir gefällt's hier trotzdem!

Stimmung: "Bestens" durchorganisiert
Wetter: Also man gewöhnt sich an fast alles...
Gesamtlage: Passt!

PS: In 1,5 Stunden steht mit einer Gruppenpräsentation mein erster offizieller Amtsakt als Student hier an: Der kulturelle Wandel in der japanischen Gesellschaft des 20. Jhs. und seine Auswirkungen auf die HR-Strategien beim japanischen Elektrokonzern Matsushita... (Nur dasses hier nicht heißt ich schaff nix)

Also bis bald! Der HaKaHa

Montag, 8. September 2008

Daytrip nach Lantau Island

Am gestrigen Sonntag war ich mit einer kleinen Gruppe "Leidens"genossen mal draußen aus "High-Rise-Hong-Kong" - und zwar auf der grünen Insel Lantau Island, die zwar mehr als doppelt so groß ist wie Hong Kong Island, aber nur von ca. 50.000 Seelen bewohnt wird.

Neben einer der größten Freiluft-Buddha-Statuen gibt es dort bildhübsche Wanderwege durch die Natur, Tempel und malerische Fischerdörfer zu bestaunen, bei denen mal ganz schnell vergisst wie nah man doch eigentlich am pulsierenden Herz Hong Kongs dran ist und sich ein paar Jahrzehnte in der Zeit zurück versetzt fühlt.

Davon abgesehen findet sich auf Lantau auch das Hong Kong Disneyland und in direkter Nachbarschaft der bereits erwähnte Chep Lap Kok Airport, für den eine teilweise über 100m hohe Insel abgetragen und das übrig gebliebene Material davor aufgeschüttet wurden. Beinahe hätte es damals sogar Lantau selbst erwischt, aber zum Glück kam die Insel nochmal davon. Genug erzählt... Seht selbst!

Picasa SlideshowPicasa Web AlbumsFullscreen


Ansonsten geht's mir soweit prima. Natürlich schwer im "Stress" von einem Termin zum nächsten (man hat's nicht leicht als Student ;-), aber das passt schon. Seit letzter Woche bin ich auch ganz fleißig am Studieren und meinen Stundenplan umbauen. Mit arbeiten ist zur Zeit aufgrund fehlender Working Permit leider noch nix, aber das sollte sich jetzt auch im Laufe der Woche geben. Hierzu bei Gelegenheit mehr...

Jetzt erstmal noch nen schönen Tag ins kalte Germanien!

Stimmung: Top-erholt nach 1-Tages-Kurzurlaub
Wetter: Es hat sogar mal geregnet (kratzt die Temperatur halt wenig ;-)
Gesamtlage: Thumbs up!

Grüße

Der Hongkonghesse

Sonntag, 31. August 2008

Dimensionen

Folgendes Frühstücksgespräch (es gab übrigens ein Spiegelei, eine Scheibe Toast mit Butter, ein Chickensteak und ne Coke für 1,30EUR) zwischen der chinesischen Mitbewohnerin einer Kommilitonin und uns möchte ich euch auf keinen Fall vorenthalten. :-)


Ich: From where in China are you?
Sie: It's a city not far from Shanghai.
Ich: Mmh... What does "not far" mean in Chinese dimensions?
Sie: Oh, it's only 5 hours away..
Wir: [Gelächter, großes.]
Sie: What? By plane it's only one and a half hour.
Ich: What's it called? Is there a chance that we might know it?
Sie: I don't think so. It's a very small town.
Ich (misstrauisch): Soo... What's "small" in Chinese dimensions? How many people live there?
Sie: Only 2 million.


Nach einigen ausgelassenen Witzen, dass wir somit ja quasi in der Vorstadt von Berlin, Paris, Rom, London, Moskau und was immer sonst leben war die Gute dann völlig verwirrt. :-)

Welcome to China!

Samstag, 30. August 2008

Medienreichweite...

Na wenn sich DAS Sponsoring nicht mal auszahlt. :-)

Donnerstag, 28. August 2008

Ein Ausflug in die 90er

Ein weiteres fröhliches Hallo aus der Waschküche! Wenn ich den Kerl finde, der jeden Tag irgendwo in Hong Kong die Badezimmertür offen lässt, so dass es hier so heiß und schwül ist...

Aber wat sollet, besser als 10 Grad und Dauerregen. Ansonsten ist soweit alles bestens hier. Wir haben seit gestern Orientation Days, die morgen mit einer ganztägigen Stadtrundfahrt gekrönt werden. Ansonsten verfliegt die Zeit ziemlich schnell mit allerlei Administrativem und durchaus auch dem ein oder anderen Hopfenkaltgetränk abends.

Seit gestern habe ich auch einen Mitbewohner. Nachdem ich ja die ersten Tage alleine war, hatte ich schon Befürchtungen einen Nicht-englisch-sprechenden-auf-dem-Zimmer-kochenden-und-musizierenden-Festland-Chinesen oder dergleichen abzukriegen. Doch gestern abend stand plötzlich Martin aus Schweden in der Tür. (Hast du den hergeschickt, Linki? Willst du einen Hong Kong-Chinesen als Austausch?) Wir verstehen uns soweit prima und ich denke wir werden noch ne Menge Spaß zusammmen haben.

Da es wie gesagt nicht so viel zu erzählen gibt, dachte ich mir, ich nutze die Gelegenheit, um euch kurz zu zeigen, was ich leider dieses Mal nicht mehr erleben durfte:

1997 sind wir noch dort gelandet - 1998 wurde der legendäre Hong Kong Kai Tak Airport vom neuen Chep Lap Kok abgelöst. Das Wort legendär ist hier insofern angebracht, dass Hong Kong aufgrund seiner Geographie, die ich ja bereits angesprochen hatte, mit einem Flughafen ausgestattet war, der auch für erfahrene Piloten weit über das Alltägliche hinausging. Zentrale Bedeutung dabei hatte das "Checkerboard", ein rot-weißes Riesenschachbrett auf einem Berg, auf das die anfliegenden Maschinen konsequent Kurs halten mussten... (Wikipedia kann besser weiter machen)
...Der Pilot musste zuerst gemäß Gleitpfad- und Landekurssender den Sportpark nahe des Checkerboards anfliegen und nach Erreichen des Haupteinflugzeichens (MM) eine Rechtskurve einleiten, um auf Landerichtung zu kommen. Nach Ausleiten der Kurve hatte er nur wenige Sekunden Zeit, das Flugzeug für die Landung zu stabilisieren. Eine zu späte Landung, beziehungsweise ein zu weites Ausschweben hinter der Landeschwelle, war aus zwei Gründen gefährlich: erstens endete die Landebahn im Wasser, zweitens gehörten extreme Seitenwindböen zum Alltag; von ihnen wurden Flugzeuge oftmals, kurz vor dem Aufsetzen, von der Bahnmitte geschoben. Gleichsam musste wegen der Nähe zur Stadt ein zu frühes Aufsetzen vermieden werden; das Aufsetzen vor der weißen Schwellenmarkierung wurde zudem mit einem Bußgeld belegt.

Aber seht selbst...



Zusammenfassend gesagt also 3 Seiten Wasser + 1 Seite Hochhäuser + Berge und Seitenwind = eine Menge Spaß. Aber das war wie gesagt einmal - die Landung in Chep Lap Kok ist wie jeder andere Flughafen dieser Welt auch - schade drum!

Stimmung: Many things to do...
Wetter: SUPER! :)
Gesamtlage: Alles wird.

Lg Der HaKaHa

Dienstag, 26. August 2008

Da isser da, der HaKaHa...

...was übrigens entgegen so mancher Vermutungen nichts anderes als HongKongHesse heißen soll (um damit ma gleich zu Beginn aufzuräumen.)

Tjoa, gestern morgen gegen 11 (ca. 5 Uhr deutscher Zeit) bin ich hier bei gefühlten 58 Grad und 687% Luftfeuchtigkeit angekommen - "But you're lucky: It's not so hot today!". Und da am Freitag hier noch ein Taifun der Stärke 9 vorbeirauschte, bei dem sogar der Flughafen geschlossen wurde, sollte man echt nicht meckern.



Nachdem wir von Studentenbotschaftern unserer Uni abgeholt wurden, ging der Rest des Tages auch ziemlich schnell und unspektakulär mit Administrativem und Einkaufen vorbei.

Ich wohne übrigens im unieigenen Studentenwohnheim und teile mir ein Zimmer mit einem zweiten Austauschstudenten, der hier bisher aber nicht aufgetaucht ist. Über mein zu Hause für die nächsten Monate kann man absolut nicht meckern: Alles neu und top sauber und wir haben sogar einen kleinen Kühlschrank und die obligatorische Klimaanlage auf dem Zimmer (ohne die es hier aber auch nicht auszuhalten wäre).



Natürlich ist das Ganze zwar etwas klein, aber das ist ein generelles Hong Kong-Problem. Wenn hier eins wirklich Mangelware war und ist, dann ist es Platz. Da HK zum Großteil aus steilen Bergen und Meer besteht (auf beidem baut es sich bekanntlich nicht ganz so toll), sind große Wohnungen bzw. Hotelzimmer ziemlich unbezahlbar und es ist einfach rentabler weit in die Höhe statt flach zu bauen - und schwupp: schon hat man eine Knaller-Skyline. ;-)



Gestern abend waren dann ca. 25 der bereits angekommenen bunt gemischten Internationalen aus Singapur, Korea, Japan, Norwegen, USA, Italien, Frankreich, GB, Deutschland und noch vielen Ländern mehr zusammen essen und ein erstes Mal an der Waterfront, um sich von besagter Skyline berauschen zu lassen. Heute kommt nochmal ein ganzer Schwung an, so dass insgesamt angeblich knapp 200 Exchange-Students hier zusammenkommen sollen dieses Semester - von denen sind allerdings viele auch Festlandchinesen..

Heute morgen war ich dann zum ersten Mal in unserer Einkaufs-Partner-Firma hier, in der ich in den nächsten Monaten (wenn alles klappt) nebenbei arbeiten werde. Da waren soweit alle supernett und sehr locker drauf und ich freu mich drauf, wenn's endlich losgehen kann. Das hängt noch etwas von der Uni und der HK Immigration ab und dauert wohl noch ein paar Tage, aber ich denke mal es sollte alles klappen.

So, genug erzählt... Ein paar erste Fotoversuche gibts auch schon, zu denen ihr über den Link rechts kommt.

Also denn!

Stimmung: Aufbruch
Wetter: AufbrAuch
Gesamtlage: Alles gut.

Der HakaHa

Samstag, 23. August 2008

"Auuuuusscheider!"

Wer diesen Ruf schonmal rufen durfte, erinnert sich bestimmt an das großartige Gefühl dabei.

Ungefähr genau so erging es mir heute als ich nach monatelangen Kämpfen, einer durchgemachten Nacht und mysterlösen Problemen in der Druckerei endlich meine Diplomarbeit im Prüfungsamt auf den Tisch legen konnte. Jetzt kann HK kommen! :-)

Montag, 18. August 2008

Metamorphosis

Da ist es soweit: Aus Kölsch oder Wodka wird Ebbelwoi oder Reisschnaps (oder so ;-)...


Der Hongkonghesse zieht am Sonntag Abend für vier Monate Richtung Fernost los und wird euch an dieser Stelle immer brav und fleißig über seine Erlebnisse auf dem Laufenden halten. Zur Zeit ist er noch etwas im Stress, weil irgendwer der Meinung ist, dass er ja unbedingt eine Diplomarbeit für sein Studium braucht und diese daher noch bis Ende der Woche abgeben muss (unverständlich). Aber langsam steigt die Vorfreude (verständlicher)...

Um der Tradition treu zu bleiben, möchte ich euch auch dieses mal wieder einen kleinen Vorgeschmack durch ein handverlesenes, selbst geklautes Video geben.




So long,

Der HaKaHa

PS: Keine Angst Flo, wir essen nix vom Markt... :-)

Freitag, 11. Juli 2008

Goin' home...

Kerle... Da war aber mal eine lange Zeit Stille hier jetzt. Aber dieses mal hab ich wenigstens eine richtig richtig gute Ausrede: Diese (/$§/(%&/)- Diplomarbeit!! Die letzten Wochen habe ich leider nicht sehr viele andere Dinge gemacht außer mich mit selbiger zu beschäftigen. Wäre jetzt etwas schwach zu erzählen, dass dazwischen nicht mal 45 Minuten für nen Post blieben - aber wenn man den ganzen Tag damit verbringt zu formulieren, ist das nicht unbedingt das allererste was einem in einer Pause einfällt. ;-)

Einmal mehr ein dickes Sorry an diejenigen, die hier öfter geschaut haben - ich gelobe Besserung für Hong Kong ab September!

Diese Zeilen schreibe ich euch übrigens schon wieder aus Deutschland. Vorgestern Nachmittag um 15:50 Uhr habe ich mit Flug BA883 ukrainischen Boden verlassen und bin mit einer kurzen Stippvisite in London wieder in Frankfurt angekommen. Sagte ich London? Dem geneigten Leser mit der 3+ in Erdkunde fällt an dieser Stelle auf, dass das ja nun nicht unbedingt der direkteste Weg war - um genau zu sein bin ich sogar direkt über Frankfurt UND Köln geflogen, aber so schnell gehts eben, wenn man in einer globalisierten Welt für kleines Geld und mit viel Gepäck nach Hause will... Und nochmal: Sagte ich London? Heathrow? Neues Terminal? Gepäckprobleme??? "Alles lang vorbei..." könnte mir besagter Leser wieder antworten - aber ich bin vorgestern abend eines besseren belehrt worden. Die Geschichte erspar ich euch - es ging alles nochmal gut, mein Koffer ist seit gestern hier und alle Klamotten gewaschen für den nächsten Step Reise. (Danke dafür! :-)

Was für ein Fazit zieht man jetzt aus einer so langen und gleichzeitig doch so kurzen Zeit in der Ferne? Ich muss sagen - ein positives! In den letzten drei Monaten habe ich sehr sehr viele extrem intensive Erfahrungen machen dürfen - sowohl positive wie auch negative. Und rückblickend bereue ich keine einzige...

Ich habe einen Einblick in ein Land bekommen, das nach Russland mit Abstand das größte auf dem europäischen Kontinent ist. Ich habe seine Hauptstadt kennen lernen dürfen, die sich im Vergleich mit vielen Metropolen der Welt absolut nicht zu verstecken braucht (und 1-2 hab ich ja doch schon gesehen...). Eine Stadt, deren Zentrum einfach nur wunderschön und immer voller Leben ist und die mit Sicherheit die grünste Großstadt ist, die ich je gesehen habe - und die trotzdem (genau wie das Land in dem sie sich befindet) in unserer westlich begrenzten Wahrnehmung einfach ausgeblendet scheint - genau wie alles andere, was sich hinter diesem eisern-bleiernen Vorhang in den Köpfen immer noch verstecken mag. Schade drum...




Ich habe Bekanntschaft mit einem Land gemacht, das sich auf einer ständigen Suche nach sich selbst zu befinden scheint. Politisch eingeklemmt. Zwischen dem großen Bruder Russland, der doch irgendwie in den letzten Jahren sehr fremd geworden ist - diesem aber wie in einer Zweckehe nach wie vor noch sehr verbunden in der Angst vor der großen Leere DANACH. Und "dem" Westen, dem vermeintlichen Fortschritt, der NATO und der EU, Zugängen zu westlichen Grenzen und Märkten und einer damit verbundenen Abkehr vom großen Bruder.




Gesellschaftlich und kulturell verzweifelt bestrebt, alles russische oder sogar sowjetische möglichst schnell von sich abzustreifen und manchmal fast etwas erschrocken auf der Suche nach etwas, das nach diesem Striptease dann noch als wirklich UKRAINISCH übrig bleibt, was dann aber mit einem Stolz gefeiert und zelebriert wird, der seines gleichen sucht.

Dankbar alles westliche annehmend, dass dieses Vakuum zumindest oberflächlich zu füllen vermag, so dass man zu keiner Uhrzeit und an keinem Ort befürchten braucht, ein Bedürfnis nach McDonalds oder einem Produkt aus dem Sortiment der Coca Cola Company könnte unerfüllt bleiben. So dankbar, dass man in großen Einkaufszentren mit allen großen Modenamen, die wir kennen, auf der Suche nach Souvenirs zwar Fußballtrikots aus Portugal, Schweden, Italien, Brasilien oder Deutschland findet, bei der Frage nach dem ukrainischen Pendant aber nur müde angelächelt wird, um dann in der U-Bahn fündig zu werden.

Ein Land, immer noch gelähmt durch korrupte Strukturen, die im Hintergrund geführt werden von "Männern, die ihr schwarz verdientes Geld in große schwarze Autos mit schwarz getönten Scheiben, schwarze Anzüge, schwarzen Kaviar und schwarzhaarige Frauen investieren und ihre schwarzen Seelen beim Urlaub am schwarzen Meer erholen." (Danke für dieses wunderbare Zitat Vera! :-) In all seiner Instabilität jedoch mit einer jungen Demokratie bestückt, die zwar Neuwahlen im Monatsrhythmus und hitzige (teilweise handgreifliche) Debatten in den Parlamenten produziert, aber wenigstens noch zu LEBEN scheint.

Wirtschaftlich im ständigen Kampf gegen eine galoppierende Inflation, die im letzten Jahr nur knapp weniger als 20% betrug und auch dieses Jahr wohl noch zweistellig bleiben wird. Erstarkend durch noch schneller ansteigende Löhne, die jedoch hauptsächlich in den großen Städten die Bevölkerung erreichen. Ein Land... Dunkle Wolken am Horizont beobachtend mit Blick auf die Überalterung seiner Bevölkerung - bis 2050 wird die Ukraine EIN DRITTEL ihrer Bevölkerung verloren haben. Und schon heute erhält ein Rentner nicht mehr als einen zweistelligen Eurobetrag im Monat, um davon zu leben - bei Lebensmittelpreisen die gerade in Kiew den unseren in vielen Bereichen um nichts nachstehen. Ein Land, in dem sich viele Menschen keine Krankenversicherung leisten können, in dem einen herzerweichende Spendenaufrufe von Kollegen im Büro erreichen, um die Reha für die 5jährigen Tochter einer Bekannten zu bezahlen, auf die ein Metallregal zusammengestürzt ist. Worum bitte machen WIR uns hier eigentlich sorgen??? Wie klein sind unsere Probleme?




Ich habe einen Schlag Menschen kennen gelernt, für den Gastfreundschaft das allerhöchste Gebot zu sein scheint - egal ob es sich hierbei, um Kollegen, meine Mitbewohner aus Odessa oder einfach auch nur VÖLLIG FREMDE gehandelt hat. Sobald irgendwer das gebrochene Russisch aus meinem Mund gehört hat, wurde ich behandelt wie ein uralter Freund, den man nur am Anfang gerade nicht wieder erkannt hat. Menschen, die keine Sekunde darüber nachdenken, zu geben oder abwägen, was sie dafür zurückbekommen könnten. Selbst meine Mitbewohner, deren Gehalt ich im Rahmen meiner Arbeit zu sehen bekam, wollten es sich nicht nehmen lassen, mir unbedingt ein Abschiedsgeschenk zu kaufen und mich noch ein letztes mal zum Essen einzuladen...




Kurzum gesagt: Das Leben hatte die letzten 3 Monate viele kalte Duschen für mich parat, die ich vielleicht auch etwas zu sehr aus diesem Blog rausgehalten habe, wer weiß... - aber auch eben so viele unglaublich bewegende und prägende Momente, dass ich diese 84 Tage Ukraine um keinen Preis missen möchte.

Wer auch immer jetzt neugierig geworden sein sollte - ich stehe als Reiseleiter gerne zur Verfügung!

Jetzt verabschiede ich mich von dieser Stelle erstmal etwas länger in den Süden Amerikas. Ich habe mir ehrlich noch keine Gedanken gemacht, wann es hier den nächsten Post zu lesen gibt....

Am 01.08. komme ich nach good ol' Germany zurück, um meine Diplomarbeit endlich abzuschließen und mich dann Ende des Monats nach Hong Kong aufzumachen - spätestens dann gibt es hier wieder regelmäßiger ein Blog-Leben!

Bis dahin vielen Dank an alle, die sich noch die Mühe gemacht haben bis heute hier zu schauen und mitzulesen und Do Swidanija Kiew! "Bis zum Wiedersehen!!"

Samstag, 14. Juni 2008

"Einfach nur... GRÜN!" oder "Der Weg ist das Ziel"

Hallo zurück aus Kiew...

Wie im letzten Post geschrieben war ich diese Woche ja 2 Tage bei unserem Umbau in Dnipropetrowsk (siehe Link zur Bildergalerie rechts). Den Namen dieser Stadt kriege ich inzwischen ohne schmerzhafte Verknotungen in der Zunge fließend hin, während ich mich bei unserm Markt in Dniprodserzhinsk noch etwas schwerer tue. :-)

Dnipropetrowsk liegt knapp 500km südöstlich von Kiew am Unterlauf des Dnepr, der in dieser Region eigentlich durch Aufstauen mehr ein einziger riesiger See als ein Fluss ist, und ist mit über 1 Mio. Einwohnern die 3.größte Stadt der Ukraine (nach Kiew und Kharkov).



Am Mittwoch morgen hatte ich also meinen Platz auf dem Beifahrersitz unseres Verkaufsleiters Oleg eingenommen und es ging los. Kaum aus Kiew draußen hat man die Millionenstadt auch recht schnell vergessen und es wird einfach nur... grün. Oftmals sieht man kilometerweit nichts anderes als Wiesen und Wälder ohne irgendwo ein Dorf oder auch nur einen Bauernhof erahnen zu können.




Wenn wir anhielten, und gerade kein anderes Auto in der Nähe war, hörte man ... nichts. Selbst das Summen der Bienen erschien einem dann laut - und das ist jetzt nicht als poetisches Gewäsch, sondern einfach nur als Tatsachenbeschreibung zu sehen! :-).

Nach einiger Zeit auf einer größeren Straße ging es dann über eine Landstraße weiter, die ihren Namen wirklich verdient, und wir kamen durch kleinere Bauerndörfer. Hier waren am Wegrand vor jedem Haus abwechselnde Beispiele für die ukrainische agrikulturelle Nutztierhaltung angekettet - Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen und Pferde standen uns quasi Spalier. Schnell fühlte man sich so ein ganzes Stück in der Zeit zurück versetzt in ein ganz anderes Leben als das unsrige. (was jetzt in keiner Form wertend gemeint sein soll).




Auf der Hälfte der Strecke erinnert einen die größere Stadt Krementschuk wieder daran, dass man im 21. Jahrhundert mit allen seinen Vor- und auch Nachteilen ist. Ansonsten ging es die ganze Zeit so dahin bis sich irgendwann ein irres Panorama auf den Dneprstausee bot, zu dem es dann die letzten Kilometer parallel weiterging.

Obwohl die genannten ca. 470km größtenteils auf eher "romantisch rustikalen Straßen" zurückzulegen waren, brauchten wir für die Strecke nicht mehr als 6 Stunden... Wer mich kennt, weiß auch über meinen ab und an etwas "offensiveren" Fahrstil Bescheid - aber von Oleg könnte man glaube ich immer noch was lernen. Ich habe ja immer noch den Verdacht, dass er irgendwo unter dem Auto eine spezielle Flügelkonstruktion verbaut hat, von der die Formel 1 noch keinen Wind bekommen hat.

Offiziell ist in der Ukraine zwar durchgehend Tempolimit 90, aber falls man das blöderweise gerade einmal vergessen haben SOLLTE, warnt einen der freundliche Gegenverkehr immer bereits frühzeitig vor wartenden polizeilichen Wegelagerern. Und selbst wenn das mal nicht gereicht haben SOLLTE, erzählte mir Oleg, sei es mit einer Geldstrafe von meistens 10-20 Grywna (1,40-2,80 EUR) getan. :-)

So kamen wir gegen Mittag also am Markt an, der nach einem arbeitsreichen Nachmittag, Abend und Morgen dann am Donnerstag Mittag schließlich die Türen wieder öffnen konnte. Längere Umbau-Einzelheiten will ich euch an dieser Stelle ersparen, da es sicherlich nicht alle interessiert - können wir bei Gelegenheit dann gerne persönlich nachholen.




Nachmittags ging es dann zurück gen Heimat mit einem "kleinen" Zwischenstopp bei "Krementshuk-Mjaso" (Mjaso=Fleisch), einem unserer Hauptlieferanten im Fleisch- und Wurst-Bereich. Oleg wollte hier einige neue Produkte verkosten, die für eine Listung in Frage kommen. Ich denke mal er war schon ziemlich lang nicht mehr da, denn nach einem leckeren Mittagessen haben wir (meiner Meinung nach) so ziemlich das gesamte Sortiment der Firma probieren dürfen (er wollte unbedingt wissen, was eine deutsche Zunge dazu sagt - werde ich mich da lang wehren?). Bis auf einige, wenige Ausnahmen (meine werten Eltern wissen sicherlich noch, wovon ich unter anderem Spreche) war auch alles wirklich lecker, so dass ich mir im Stillen vornahm bis Anfang Juli auf keinen Fall mehr etwas zu essen (erfolglos übrigens ;-).

Danach gings dann im Eiltempo heimwärts, wo ich pünktlich zum Beginn von Polen-Österreich eintraf, aber nur noch erschöpft ins Bett fiel. Natürlich nicht ohne mir vorher das deutsche Spiel auf Spiegel Online durchzulesen. :-( Man kann euch aber auch echt keine 5 Minuten alleine lassen!! Aber am Montag bin ich wieder am Fernseher zur Stelle und alles wird gut. Da haben wir nämlich glücklicherweise mal wieder FEIERTAG (Pfingsten).

Ansonsten wird das WE für mich ziemlich (vllt. sogar ausschließlich) arbeitsreich, da die Abreise ja immer näher rückt. Heute abend spielt Paul McCartney gratis auf dem Majdan, was seit Wochen groß im TV und mit Plakaten beworben wird. Habe mich aufgrund des Zeitdrucks dazu entschieden nicht hinzugehen (und weil der gute Paul und/oder die Beatles eh noch nie so mein Fall waren).

Für den interessierten Leser lohnt sich aber bestimmt nachher mal ein Blick und Klick auf die eingebundene Webcam rechts, auch wenn man die Bühne leider nur von hinten sieht - ich denke es wird unbeschreiblich voll werden in der Innenstadt.

Der gerade einsetzende Gewitterregen scheint mich übrigens in meiner Entscheidung zu bestätigen... Schade für alle Beatles-Fans - seit 2 Wochen war Hochsommer! Gut für mich, die Temperatur in meiner Wohnung und mein Gewissen.... :-)

Dienstag, 10. Juni 2008

Home, sweet Home

Ein herzliches, abendliches Hallo!

Nachdem es jetzt schon über eine Woche her ist, dachte ich mir es wird mal Zeit euch von der Neuigkeit Nr. 1 zu erzählen: Ich bin umgezogen! Aber immer der Reihe nach und schön ganz von vorne...

Die ersten 1,5 Monate meines ukrainischen Lebens hatte ich ja in unserer Marktwohnung zusammen mit den freundlichen "zarten Metzgern" Ruslan & Ruslan verbracht (mmmh... alle, für die das jetzt leicht "rosa" klang googeln bitte an dieser Stelle mal "Badesalz Zarte Metzger" - nicht, dass hier Gerüchte entstehen ;-).

Das war soweit auch alles super und es gab immer zu Essen und zu Lachen (und von beidem reichlich). Nebenbei konnte ich auch abends Russisch üben und die beiden sind mir echt ans Herz gewachsen. Der etwas "Beleibtere" (Kölsch-oder-Wodka berichtete) war sogar die letzten Wochen schwerst motiviert abends mit mir joggen - Hut ab, ein Riesenehrgeiz der Mann.

Nur kam dann noch ein Dritter mit in die Runde (der auch supernett usw war). Plus den Gästen, die ab und an mal ein paar Nächte in der Wohnung Unterschlupf suchten, führte das dann dazu, dass wir zeitweise zu 6. dort genächtigt haben (4 Betten, 1 Couch, 1 Sofa). Wär auch alles kein Problem gewesen, aber ich dachte mir dann: Wenn du irgendwann mal deine Diplomarbeit zu Papier bringen willst, solltest du doch mal nach was eigenem schaun. :-)

Gesagt getan... Und aufgrund eines glücklichen Zufalls, der eigentlich schon wieder nen eigenen Post wert ist, und einer sehr, sehr freundlichen Bekannten, kam es dann dazu, dass ich seit letztem Sonntag für den Rest der Zeit eine schöne, kleine eigene Wohnung habe. Erst war ich ja noch am zögern, ob ich die Jungs im Markt einfach allein lassen soll, aber dann kam genau am Sonntag morgen, der 4. Fleischkünstler an, der jetzt auch länger dort wohnen wird und ich habe mir sagen lassen, ich soll auf die Zeichen achten, die mir geschickt werden (woher eigentlich? ;-). Und wenn das mal keins war... Insofern viel mir die Entscheidung nicht sehr schwer.

Und bereut habe ich sie bisher auch nicht: Alles, was das Herz begehrt, ist hier vor Ort, sogar...festhalten: Eine Waschmaschine!!! Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so diebisch freuen würde, schmutzige Wäsche einfach in die Maschine zu schmeißen, aber glaubt mir: das mit der Handwascherei ist ja schön und gut und war auch vor 100 Jahren sicherlich mal das Nonplusultra der technischen Entwicklung, aber umsonst kam die Menschheit ja nicht auf eine derartige Erfindung!

Einen Leidensgenossen in Bezug auf diese Ansicht habe ich übrigens auch gefunden. Bei meinen manuellen Sauberkeitsbemühungen in der alten Wohnung habe ich traditionell immer ein Stück von der Hörbuch-Version von Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg" gehört (Danke, Lutz!). Dabei wäre ich dann beinahe prustend in die Wanne mit meinen schwimmenden Socken gefallen als er sinngemäß zum entnervten Schluss kam "Mein allabendliches Abrackern mit der Handwäsche in allen Ehren, aber ich habe das Gefühl, dass meine Wäsche nie richtig sauber wird. Ein ordentlicher Vollwaschgang mit anschließender Schleuderfunktion ist eben durch nichts zu ersetzen." Recht haste, Hape!

Aber ich schweife ab... Die Wohnung ist wie gesagt prima und liegt im Staddteil Rusanovka - wobei Stadtteil zu wenig gesagt ist, denn Rusanowka ist von einem Seitenarm des Dneprs und einem Kanal komplett mit Wasser umschlossen und darf sich somit offiziell "Insel" nennen. Auch wenn man durch den Kanal wahrscheinlich durchwaten könnte, finde ich diesen Titel mehr als angebracht: Hier ist alles wunderbar grün, vor meinem Fenster gibt es an jedem Wochenende einige Riesenfontänen zu bestaunen und man kann bequem am Kanal entlang einmal um die Insel joggen. Hier noch ein paar Fotos von Rusanovka - aber auch bei meinen gibt es schon einige wenige zu bestaunen.

So, jetzt habe ich aber erstmal genug Text abgesondert... Morgen gehts bis Freitag Mittag nach Dnipropetrowsk mit unserem Vertriebsleiter. Freu mich schon sehr drauf, mal was anderes von der Ukraine zu sehen. Denn Kiew ist halt doch in allen Belangen anders als der Rest des Landes, soweit ich das bisher beurteilen kann.

Also denn... Davon gibts dann sicher auch wieder einiges zu berichten. Bis dahin noch einen schönen Abend allerseits und bis die Tage!


Aber zum Abschluss noch die obligatorische EM-Frage: Ich hab das große Glück, dass das ukrainische Erste tatsächlich alle Spiele live überträgt und ich somit am Sonntag die Deutschen sehen konnte (wenn auch mit ukrainischem Kommentar - aber wen interessiert's). Nur was mich schon am 4. Spieltag tierisch nervt: Kommen bei euch auch in jeder Halbzeit diese saublöden EM-Maskottchen in einem noch saublöderen animierten Video, das das gesamte saublödeste EM-Lied von Shaggy lang läuft? Oder ist das eine Spezialität des ukrainischen Fernsehens, das andauernd zu zeigen?

So oder so - derjenige, der die Idee hatte, möge sich bitte in Kürze hier melden! :-)

Mittwoch, 28. Mai 2008

Von Wahlergebnissen und Rodina Mat

Kiew hat gewählt! Auf die aus deutscher Sicht großartigen Resultate beim Grand Prix möchte ich jetzt nicht näher eingehen - ich hab tatsächlich ein ganzes mal brav für Deutschland angerufen (ja, ich war der eine... :-).

Bei der anderen Wahl stehen die Resultate noch nicht ganz so klar fest - wohl aber das Ergebnis: der bisherige Bürgermeister wird mit ca. 30% der Stimmen wiedergewählt werden, gefolgt von Alexandr Turtschinow und... Vitali Klitschko mit jeweils ca. 17-20% der Stimmen. Das ist bei 70(!) Bewerbern - man verzeihe mir die im letzten Post genannte Zahl 40 - zwar nicht schlecht, aber halt leider nunmal auch nix wert. Das endgültige Ergebnis wird Ende der Woche nach Auszählung aller Stimmen erwartet. (und wir haben doch tatsächlich Sonntag abend nach den ersten Hochrechnungen gesucht.. ,-)

Das Wochenende war prima, aber dazu ein ander mal mehr. Zunächst möchte ich einen Zeitsprung zurück in meiner Zeit in Kiew machen und euch vom Besuch bei einer netten, älteren Dame erzählen, der sich quasi nahtlos an meinen letzten Post mit der überfüllten Innenstadt anschließt. Die Rede ist von... Rodina Mat!

Der Name dieser gigantischen Frauenstatue, die triumphierend Schwert und Schild in die Höhe streckt, bedeutet übersetzt "Mutter Heimat". Über die Heimat wacht Rodina Mat seit dem Tag des Sieges (09.05.) 1982 und schaut grimmig ostwärts über den Dnepr, in die Richtung, aus der 1943 die rote Armee gen Kiew vorrückte.




Im gesamten Freiluft-Komplex des "Museums des Großen Vaterländischen Krieges" (= 2. Weltkrieg auf Russisch) findet sich außerdem eine Art OpenAir-Waffenschau mit allem möglichen Kriegsgerät, das gigantische Denkmal der erzwungenen Dnepr-Überquerung der roten Armee und ein sehr eindrucksvolles 2.-Weltkriegs-Museum - wirklich extrem interessant einmal zu beobachten wie der Krieg aus sowjetischer Sicht betrachtet und bewertet wird. Außerdem beherbergt der Komplex noch das ewige Feuer, das jeden 09.05. entzündet wird....*hüstel*.......... soooo....... Was sollte einem bei dieser Formulierung, die ich nun schon mehrfach gelesen habe, auffallen? Es würde mich schwerstens interessieren, ob man einfach in jeder Nacht zwischen 08. und 09.05. heimlich die Flamme löscht, ob am 09. dann einfach so getan wird als ob sie aus wäre oder ob das mit dem "ewig" sowieso eher relativ anzusehen ist. ;-)




Aber zurück zu Rodina Mat:

Die Statue allein ist 45 Meter hoch und 60 Tonnen schwer und (oh Wunder) damit höher und schwerer als die Freiheitsstatue in New York. Sie wäre wohl noch höher geworden, aber dann hätte man es sich mit den Oberen des Lawra-Klosters verscherzt. Da der dortige Glockenturm wie beschrieben ja 96,FÜNF Meter hoch ist, sind sind es somit bis zum Kopf von Rodina Mat "nur" 96m geworden.




Um einen gewaltigen Eindruck zu hinterlassen reicht das aber allemal.

Weniger beeindruckt sind die Kiewer von diesem Paradebeispiel sowjetischer Ideologie mitten in ihrer Stadt. Sie nennen sie "Metallmama", "eisernes Weib" oder "Brezhnews Tochter" (in Anlehnung an ihren Schöpfer) und würden sie am liebsten abreißen oder zumindest Hammer und Sichel auf dem Schild gegen den ukrainischen "Tryzub" austauschen. So sieht es zumindest mein Reiseführer...

Für diese Ansicht spricht allerdings auch, dass mich bisher beim vorbeifahren noch nie jemand von selbst auf Rodina Mat aufmerksam gemacht hat - nicht einmal die Leute, die einem sonst bereitwillig jede Kleinigkeit erklärt und gezeigt haben. Beliebt ist die alte Dame also keinesfalls. Auch sonstige Erinnerungen an die Sowjet-Zeit möchte man am liebsten für immer aus dem Stadtbild tilgen. Vor kurzem habe ich über eine Gesetzesinitiative gelesen, nach der Präsident Juschtschenko alle sowjetischen Denkmäler in Kiew abreißen will, um deren Verherrlichung zu verhindern.




Einerseits finde ich das verständlich, da man in der Ukraine und gerade in Kiew sehr stark unter dem sowjetischen Regime gelitten hat und sehr auf seine Unabhängigkeit bedacht ist. Auf der anderen Seite finde ich es immer schade, wenn versucht wird, einen unumstößlich vorhandenen Teil der Geschichte des eigenen Landes zu tilgen und für die Nachwelt für alle Zeit unzugänglich zu machen.

Schauen wir also mal, wie es Rodina Mat in den nächste Jahren ergeht...

Freitag, 23. Mai 2008

Kiew wählt

...schon wieder einen Post "Lebenszeichen" zu nennen, wäre ja schließlich auch langsam langweilig.

Aber passend wäre es, denn wie ich heute morgen treffend in einer eMail gelesen habe ist ja seit ein paar Tagen hier "auf allen Kanälen nur Rauschen" (alter Metaphoriker! ;-).

Das liegt auch nicht (mehr) an meiner INet-Situation, die sich inzwischen sehr stark verbessert hat. Vielmehr wohl daran, dass ich inzwischen wirklich gut was zu tun habe und die Restzeit immer überschaubarer wird (während mir mein leeres Datei-Gerippe meiner Diplomarbeit täglich hämisch entgegengrinst). Wie mein Tag in der Regel so aussieht, werde ich euch mal an anderer Stelle darstellen.

Außerdem ist auch die Gesamtsituation nicht immer ganz einfach für mich, aber das hab ich schließlich so gewollt. Alles in allem geht's mir hier nach wie vor aber gut und ich möchte nun endlich Kiew-Tour Nummer 2 zu Papier(...ääääh... wie nennt man so was heutzutage?) bringen.

Nachdem ich beim ersten mal ja einige Sehenswürdigkeiten außerhalb des Zentrums zu sehen bekam, war der Plan für dieses mal, mich direkt ins Herz Kiews zu stürzen und von dort aus loszuziehen. Das pulsierende Zentrum dieser Stadt (und schon bin ich auch in Metaphern verwickelt) ist der "Majdan Nezalezhnosti" (Unabhängigkeitsplatz, siehe Titelfoto meines Blogs), dem geneigten Leser als Schauplatz der orangenen Revolution 2004 bekannt. Der Platz wird von der Prunkstraße Kreschtschatik durchteilt und durch "den" Kiewer ausgiebig zum bummeln, shoppen und flanieren genutzt.




Soviel zum Plan... Was man als unbedarfte deutsche Touristennase aber nicht vergessen sollte, ist die Tatsache, dass in Kiew zur Zeit Wahlkampf für die am Sonntag anstehenden Bürgermeisterwahlen ist. Hierbei handelt es sich um vorgezogene Wahlen wegen einiger "Unstimmigkeiten". Wer näheres zu den abenteuerlichen Umständen der Wahl wissen möchte, kann sich ja mal diese Länder-Analyse der Gesellschaft für Osteuropakunde durchlesen. Um darzustellen, dass der Begriff "Unstimmigkeiten" in der Ukraine nicht etwa die gefärbten Haare eines Kanzlers betrifft hier einmal die ersten paar Sätze:


"Der im März 2006 gewählte Kiewer Bürgermeister
Leonid Tschernowezki geriet im Dezember 2007 in
einen heftigen politischen Konfl ikt mit der neu gebildeten
Regierung von Ministerpräsidentin Julia Timoschenko.
So kam es bei einer Sitzung des Nationalen
Sicherheitsrates zu Handgreifl ichkeiten zwischen ihm
und Innenminister Juri Luzenko. Mitte März 2008
erhob dann eine Regierungskommission schwere Korruptionsworwürfe
gegen Tschernowezki. Präsident Viktor
Juschtschenko suspendierte daraufhin den Bürgermeister
für 15 Tage aus seinem Amt und setzte eine
eigene Kommission ein, um die Vorwürfe zu klären.
Die Vorwürfe gegen den bisherigen Bürgermeister beziehen
sich auf die unrechtmäßige Vergabe von Grundstücken,
insbesondere Baugenehmigungen in Erholungs-
und Naturschutzgebieten, den Zwangsverkauf
von Künstlerwerkstätten am Andreasgässchen im Herzen
der Stadt, die Schließung von Buchhandlungen und
Finanzvergehen."



Neben fast 80 anderen Kandidaten, kandidiert übrigens auch der netter Herr unten zum zweiten mal - und seine Chancen stehen wohl gar nicht mal so schlecht. Allerdings werden nach wie vor dem vermeintlich korrupten Amtsinhaber größere Chancen zugeschrieben, da er vor allem bei Rentnern und ärmeren Bevölkerungsteilen große Beliebtheit genießt.




Aber wenn ich Wahlkampf sage, meine ich auch WahlKAMPF! Die Innenstadt ist momentan gepflastert mit kleinen Pavillons in allen Regenbogenfarben, die sich gegenseitig in der Lautstärke ihrer "interessant" zusammengestellten Musikauswahl zu übertreffen versuchen. Die Festival-ähnliche Groß-Bühne auf dem Majdan, auf der die sozialistische Partei Folklore-Tänze vollführen ließ, gab mir dann endgültig den Rest und ich habe mich spontan zu einer kleinen Planänderung zu Gunsten einer etwas weniger zentralen Sehenswürdigkeit entschieden.







Dazu aber die Tage dann mehr... Ich will euch ja nicht gleich in Text ertränken. Ein paar neue Fotos gibt's jetzt schonmal, der Text dazu folgt dann in Kürze.

Morgen kommt erstmal hoher, elterlicher Besuch aus der Heimat, den es zu beschäftigen gilt. Und auch hier wird sich sicherlich so einiges zu erzählen finden. Denn dieses Wochenende ist wahrscheinlich eins der turbulentesten für Kiew im gesamten Sommer: Neben der Wahl am Sonntag wird morgen der "Tag Kiews" gefeiert und morgen Abend ist ja zudem das GranPrix-Finale. Ich weiß, das interessiert bei uns keinen Menschen mehr, weil sich die osteuropäischen Länder eh immer gegenseitig die Punkte zuschieben - aber "komischerweise" ist es hier sehr populär. (Nicht, dass da Zusammenhänge wären)

Ich hab vom Grand Prix z.B. schon weit mehr gehört als von der anstehenden Fußball-EM, die ja leider ohne ukrainische Beteiligung stattfindet. ;-) Wie ist das daheim? Ganz Deutschland schon im EM-Fieber?

Dienstag, 6. Mai 2008

Downtown Kiew

Noch bin ich euch ja immer noch meine Erlebnisse in der Innenstadt schuldig... Diese Schuld möchte ich mit diesem Post gern begleichen. :-) Am Wochenende hab ich das dann vor lauter Arbeiten (und Ausruhen ;-) leider doch nicht mehr geschafft.

Bisher habe ich ja (leider erst) 2 Touren ins Zentrum gemacht, aber da am Freitag hier mal wieder Feiertag ist (der geneigte Leser vermag zu erkennen, was es am 09.05. vor 63 Jahren zu feiern gab :-), denke ich am WE folgt Nr. 3.

Die ersten Eindrücke durfte ich also am Osterwochenende mit Oxana und Irina, Verwandten von Freunden, sammeln. Die beiden haben wirklich ein Super-Reiseführer-Team abgegeben, sodass ich viel viel neues über Kiew und die Ukrainer erfahren habe.

Nach einem kurzen Besuch in einem Park (ja ich weiß, der hat auch nen Namen...) und dem Präsidentenpalast incl. Langzeitdemonstranten davor, sind wir zur Andreaskathedrale gefahren.

Am meisten beeindruckt hat mich an diesem Tag aber das Lawra-Höhlenkloster, das bereits im 11. Jh. gegründet wurde und einen DER zentralen Orte der osteuropäischen, orthodoxen Kirche darstellte und immer noch darstellt. Anfangs lebten und beteten die Mönche ausschließlich in selbst gegrabenen Höhlen, um so ganz mit Gott allein sein zu können - wem's gefällt. Über die Zeit wuchs das Klostergelände aber immer weiter und heute findet sich darauf eine Vielzahl prächtiger Kirchen und sonstiger Gebäude. Unter anderem den mit 96,5m höchsten, freistehenden Glockenturm des ehem. Russischen Reiches, von dem man einen wunderbaren Blick über ganz Kiew hat.

Eine weniger weite Aussicht bot dann die Besichtigung der Höhlen selbst, um die sich eine Vielzahl von Mythen und Legenden ranken. So soll einst z.B. ein unterirdisches Tunnelsystem das Lawra-Kloster mit Moskau, Smolensk und Nowgorod verbunden haben (da haben die Mönche dann aber ein "paar Meter" Erde weggeschaufelt) und es soll noch immer irgendwo ein sagenhafter Goldschatz versteckt sein.

Zu der mystischen Atmosphäre trägt bei, dass die Höhlen nur durch Kerzenschein beleuchtet sind, aus Gängen bestehen, die ungefähr 2m hoch und 1,30m breit sind und es eine Vielzahl von mumifizierten Mönchsleichen in gläsernen Särgen zu betrachten gibt. Dieser Mumifizierungs-Prozess ist übrigens das nächste Mysterium, da die Leichen nicht einbalsamiert wurden und viele auch einfach "normal" verwesten. Denjenigen, die nach einigen Jahren mumifiziert aufgefunden wurden, sagte man daher nach, besonders gläubig gewesen zu sein.

Apropos... Diejenigen Mönche, denen das pure Beten ohne Tageslicht zu langweilig war, haben sich kurzerhand einen eigenen kleinen Seitenraum gegraben. Dieser wurde dann (mit Mönch) zugemauert und nur ein kleines Guckloch freigelassen, in das die Kollegen ihm dann täglich Wasser und Hostien gestellt haben. So fristete der Gute dann seines Einsiedlerdaseins und wenn dann eines Tages mal das Dinner vom Vortag noch dastand, wussten die anderen, dass er gestorben war und haben kurzerhand das Loch auch zugemauert - fertig. So, jetzt aber genug Gruselgeschichten für heute Abend...

Nachdem uns die Sonne wieder hatte, sind wir noch Essen gefahren - (natürlich) Schaschlik, leeeeeckaaaaa und danach zurück zu meinem gelb lackierten zu Hause. :-)

Ich denke, ich hab euch jetzt erstmal mit genug Text belastet und hebe mir Tour 2 für einen nächsten Post auf. Diesen gibts dann auch wieder mit Fotos direkt dabei.

Ansonsten geht's mir gut so weit, meine Diplomarbeit kommt so langsam in Fahrt (wird ja auch Zeit..) und die Tage vergehen wie im Fluge.

Viele Grüße vom wieder kälter werdenden Kiew in das wohl sehr sommerliche (?) Deutschland.

Freitag, 2. Mai 2008

Fotos aus Kiew und des Raetsels Loesung

Sooo... Heute hab ich mich dann endlich mal aufgerafft und auch die bisherigen fotografischen Ergebnisse meiner Zeit in Kiew hochgeladen.

Kiew



Hat zwar seine Zeit gedauert, da es ueber einen 56k-Anschluss geschehen ist, aber jetzt sind die Galerien auf Stand heute. Ich wuensche viel Spass beim Betrachten!

Ansonsten gehts mir soweit gut... Weiteres, auch zu meiner gestrigen Tour ins Zentrum, gibts dann im Laufe des Wochenendes.

Nur das Raetsel moechte ich an dieser Stelle noch aufloesen: Auch wenn mir Flos Ansatz gefallen hat, scheint doch ein direkter, kausaler Zusammenhang zwischen Koerperumfang und beruflicher Beschaeftigung mit viel, viel totem Fleisch zu bestehen. ;-)

Der rechte ist der Metzger (und der frischgebackene Zweifach-Papa)

Euch allen noch einen schoenen Abend!

Montag, 28. April 2008

Ostern in Kiew

Христос Воскрес! (Christus ist auferstanden) So begruessten sich gestern den ganzen Tag lang alle, was durch ein Во истину Воскрес! (Er ist tatsaechlich auferstanden) erwidert wird. Mords oesterlich geht es also zu in Kiew...

Wie gesagt war der Markt auch gestern geoeffnet, was dazu fuehrte, dass gegen Mittag der oertliche Priester (siehe 2. Bild - man verzeihe mir die verschwommene Qualitaet und, dass ich nicht weiss wie die konkrete Bezeichnung fuer den Mann ist) in den Laden kam und die Belegschaft und das hergerichtete Osterfruehstueck mit reichlich, reichlich Weihwasser segnete - ein Spass fuer die triefend nasse Meute und wahrscheinlich noch mehr fuer den Geistlichen selbst. Eh ich lange schauen konnte stand ich mittendrin und wurde auch zum anschliessenden Verzehren der frisch gesegneten Speisen eingeladen. Lecker!




Mittags bin ich dann bei hochsommerlichem Kaiserwetter mit einer Kollegin und ihren Freunden in ein "Open-Air-Museum of Ukrainian History" gefahren), was soviel heisst wie eine Art Freizeitpark, in dem verschiedene alte ukrainische Haeuser stehen und in dem sich an einem derartigen Feiertag halb Kiew (mindestens!) zum picknicken trifft. War aber sehr, sehr lustig...


Heute hab ich den Tag bisher mit langweiligen "administrativen" Dingen wie Aufraeumen, Geld wechseln, Einkaufen und Waesche waschen verbracht (die erste Handwaesche meines Lebens... :-) und sitze jetzt im Buero und werde ein Bisschen was fuer meine Diplomarbeit tun.

Aber warum ich mich eigentlich entschlossen habe, zu schreiben:


Ich hab endlich mal die ersten Fotos hochgeladen, so dass ihr euch mit meinen Impressionen aus Riga vergnuegen koennt. Die ersten Kiew-Bilder folgen dann die Tage. Ist zur Zeit noch etwas langwierig, weil ich die alle einzeln hochladen muss, aber wird bestimmt auch besser..

Riga



Da mein deutsches Handy ja scheinbar in Bezug auf SMS-Empfang usw nur maessig funktioniert hat, ist es jetzt aus. Stattdessen findet ihr rechts meine ukrainische Nummer, auf der ihr mich gern jederzeit erreicht (Achtung eine Stunde Zeitverschiebung! ;-) und einen Link, wo ihr mir kostenlos SMS schreiben koennt. (Nicht motzig sein, wenn ich nicht antworte... Ich freu mich auf jeden Fall ueber jeden Text)

Soviel dazu also... Meinen Bericht ueber den Trip ins Zentrum reiche ich entweder die Tage nach oder kombinier das mit der naechsten "Entdeckungstour". War auf jeden Fall auch super-interessant.

Viele Gruesse aus dem heute total verregneten und kalten Kiew - wohl dem, der das Haus nicht verlassen muss, um zur Arbeit zu kommen... :-)